1870: Feldschützengesellschaft Mumpf
Das Gründungsjahr lässt sich nach den Büchern nicht genau festlegen. Im Protokoll vom 31. März 1897 steht unter Punkt 5:
Im Protokoll vom 2. September 1897 ist unter Punkt 2 zu lesen:
„Da mit dem Jahr 98 die Schützengesellschaft ihren 25 jährigen Bestand erreicht hat, wurde von verschiedenen Seiten angeregt, man möchte diese Erinnerung feierlich begehen.“
Es könnte also 1873 gewesen sein, denn gemäss dem Generalversammlungs-Protokoll von 1898 unternahm der Verein im selben Jahr eine Reise zum 25-jährigen Jubiläum nach Luzern: „Am 10. September war es soweit. Besammlung morgens um 2 Uhr, dann Abmarsch von Mumpf über Zeiningen, Maisprach, Wintersingen nach Sissach, von dort mit der Bahn über Olten nach Luzern. Nach einer Stunde Aufenthalt ging die Reise mit dem Dampfschiff weiter nach Brunnen. Nach dem Mittagessen und einem zweistündigen Aufenthalt fuhr die Schar mit dem Schiff zurück nach Luzern, dann per Bahn über Olten, Pratteln zur Station Stein.“ Die Schützenkasse bezahlte an die Kosten 250 Franken, den Rest hatten die Mannen selber zu berappen.
Die Lage des ersten Vereinsschiessplatzes lässt sich nicht ausmachen. Fast jährlich vor und nach 1900 fanden Grümpelschiessen statt, wobei die höchste Gabe vier Franken und die kleinste 80 Cts. ausmachte. Ebenfalls wurden öfters Freischiessen durchgeführt mit der Bemerkung „auf der Schönegg“, 1898 auch mit dem Zusatz, dass die Scheiben nummeriert werden sollten.
Es haben also vermutlich in Mumpf zwei Schiessplätze bestanden. Derjenige auf der Schönegg war ab 1896 privater Schiessstand des Schöneggwirtes Johann Bretscher. Geschossen wurde im Feldstand auf einem „Läger“ und die Scheiben waren an Pfosten befestigt, welche im Boden eingeschlagen wurden. Zur Sicherheit der Zeiger bestand ein Unterstand. Die Verständigung zwischen Schiessstand und Scheibenstand besorgten der Schützenmeister und ein Hornist: Nach erfolgtem Hornsignal des Schiessleiters zeigten die Mannen in den 1897 angeschafften roten Blusen und Mützen die geschossenen Werte.
1906 wünschte Fr. Josef Güntert eine Veränderung bzw. Verlegung des Schiessplatzes. Ende März 1907 befasste sich eine Versammlung mit den Schiessplatzangelegenheiten. Er werde folgende Stellung einnehmen: „Scheibenstand 22 Meter unterhalb des Fussweges unter dem Sandhügel, Schiessstand mit Distanz 300 auf der ‚Leimatt’, Distanz 400 auf dem ‚Rai’, Flugbahn mit ganz kleiner Steigung über Neumatt und Kapf.“ Ein Jahr später stellte Güntert Anton den Antrag, „bei der ersten Übung auf dem neuen Schiessplatz mit der Musik auszurücken und uns mit einem Fass Bier das Kaliber zu fetten!“ Geschossen wurde also auf dem Kapf, die Scheiben standen oberhalb der Rotsandgrube über dem Fischingerbach.
1909, bereits im Besitze des neuen Schiessplatzes, beteiligte sich der Verein am Gruppenwettkampf beim Schiessen auf dem Schiessplatz der Schönegg. An einer Versammlung 1909 wurden zwei Fragen aufgeworfen: „1. Bau eines Schiesshauses“, man hätte mit dem Landbesitzer, der S.B.B. bereits Unterhandlungen geführt und „2. Überdachung des Scheibenstandes.“
Der Pachtvertrag wurde 1910 unterschrieben. Im Jahr 1911 erfolgte der Aufbau des Scheibenstandes oberhalb der Rotsandgrube mit 6 Zugscheiben und die Genehmigung für den Bau vom Schützenhaus (auf der Foto mit rotem Rahmen) mit Kostenvoranschlag von 1489 Franken samt Telefonanlage. Es war bestimmt für die Schiessdistanz von 400 Metern. Der Standort befand sich am Waldrand hinter der Waldwiese. Vom Scheibenstand mit 12 Meter Länge und drei Meter Breite sind Mauerwerk, die Überdachungseisen und eine Leiter mit Ausstieg heute noch sichtbar.
Die neue Telefon- und Läutanlage wurde schon beim Einweihungsschiessen beschädigt: Die Drähte wurde von den Kugeln der Schützen herunter geschossen. Die Reaktion des Schiessverantwortlichen zu diesen und weiteren Zerstörungen: „Schützenmeister Hänggi Max stellt den Antrag, dass jeder Schütze, der mit Absicht in die Zeigerkelle schiesse, mit 50 Cts. Busse belegt werde.“
In der Zeit von 1911/1912 muss ein Zwist entstanden sein. Der Kassier erschien nicht mehr zu den Vorstandssitzungen und Versammlungen und an der Generalversammlung trat der Gesamtvorstand zurück.
Die Spaltung des Vereins
Sie beschäftigte die Schützen während Jahrzehnten. Der Grund der Abspaltung ist aus den Büchern nicht ersichtlich. Es könnten die unterschiedlichen Meinungen zu den Ausbauarbeiten am Scheibenstand und beim Schiesshaus sowie die finanziellen Beteiligungen ein Grund sein. Während 1910 der Mitgliederbestand mit 48 Mann ersichtlich ist, sind es ein paar Jahre später deren 27. Es existierte also eine zweite Schützenvereinigung, einmal als Schiessverein, ein andermal als Schiesssektion des Pontonierfahrvereins erwähnt.
An der Versammlung vom 31. August 1918 stellte der Vorstand der Feldschützen den An- trag, den Pontonierfahrverein um 100 Franken schiessen zu lassen, was abgelehnt wurde. Daniel Wunderlin stellte dann den Antrag, den PFV um 150 Franken schiessen zu lassen und gleichzeitig wieder in den Verein einzuladen. Im Oktober desselben Jahres wird der Antrag der beiden Vorstände vorgestellt, die Schuld auf dem Schützenstand zu tilgen: Die Gemeinde solle 1000 Franken übernehmen, den Rest die beiden Vereine. Gleichzeitig beschlossen sie, die 6 Scheiben auf die beiden Vereine aufzuteilen. 1919 wurde ein gemeinsames Endschiessen der beiden Vereine angeregt.
1920 heisst das 1. Traktandum der Oktobersitzung: Gesuch des Schiessvereins, ob sie am Endschiessen auch mitmachen können. Anwesend waren 14 Mitglieder der Feldschützen und 12 Mitglieder des Schiessvereins mit ihrem Präsidenten Eugen Güntert.
1922 sollte wiederum ein gemeinsames Sauschiessen mit der „Schiesssektion“ stattfinden, was die Feldschützen aber ablehnten.
Eine Einigung gab es bezüglich Läutwerk und Telefonerneuerung: Die Kosten von 150 Franken wurden untereinander aufgeteilt und durch ein gemeinsames Kegelschieben gedeckt.
1931 war die Telefon- und Läutanlage derart defekt, dass nur eine Erneuerung in Frage kam. Hierin bestand Einigkeit. Über die Kostenbeteiligungen jedoch gingen die Meinungen stark auseinander. Hier endet abrupt das Protokoll und im Protokollbuch folgen nun fünf leere, nicht beschriebene Seiten.
An der Generalversammlung vom 30. Januar 1932 ist als Nummer 7 vermerkt: „Fusionsvertrag“. Treibende Kraft dahinter war der Sonnenwirt Anz. Von den Inhalten des Fusionsvertrages ist nichts zu lesen, jedoch, dass die Diskussion sich dem Siedepunkt genähert habe. Die Abstimmung ergab Annahme des Vertrages mit 27 zu 1 Stimmen. Somit war rechtzeitig zum 60-Jahr-Jubiläum die Einheit wieder hergestellt und der Verein fand wieder zu alter Grösse. Daher mussten während der GV 1933 einige Mitglieder aus Platznot in einem Nebenraum des Anker Platz nehmen, wo sie sich mehr mit dem Jassen als mit den Traktanden auseinander setzten, darunter sogar ein Vorstandsmitglied.
Der Verein besass nach 1930 noch alte Gewehre, die nicht mehr in Gebrauch waren. Doch die 1550 Schuss Munition im Wert von 46.50 Fr. tauchten jährlich im Vermögen wieder auf. Ein Schütze beantragte, „die Munition zu verschiessen und nachher die Apparate in den Rhein zu werfen, da dieselben doch nichts wert seien.“
Der Schiessbetrieb unter dem Jahr
Aus den vielen Angeboten wie Frühlings-, Grenzschutz-, Herbst-, Sau-, Winter-, Freund- schafts-, End-, Wildbret-, Sonnenberg-, Grümpel-, Chilbi-, Ehr- und Freischiessen, kantonalen und eidgenössischen Schützenfesten wählten die Schützen ihre Schiessanlässe aus. Zu den internen Schiessen wurden in den vorgängigen Sitzungen die Stiche, die Scheibenwahl und die Anzahl Schüsse in harten Diskussionen festgelegt, ebenso die Gabenzahl und die Gabenwerte. Oft endeten die Schiesstage mit Kartoffelsalat und Schüblig oder einem Blut- und Leberwurstmahl.
1936 umfasste das Jahresprogramm zwei freiwillige Übungen, vier obligatorische Übungen, Teilnahme am Schützenfest Gelterkinden, Chilbi- und Sauschiessen mit Ehren- und Becherstich, Jungschützenkurs. Während der Kriegsjahre war der Betrieb stark reduziert: Die Soldaten leisteten Militärdienst und die Munition stand nur beschränkt zur Verfügung. Die Munitionsbestellung von 1944 belief sich auf total 3480 Schuss für den ganzen Betrieb, diejenige von 1953 total 7500 Schuss.
Viel zu tun gab der Unterhalt des Scheiben- und des Schiessstandes. Die Telefonstangen im steilen Gelände zum Scheibenstand empor fielen immer wieder den Stürmen zum Opfer, knickten ab oder wurden ausgerissen. Das Schützenhaus besass noch einen Erdboden und musste dringend betoniert werden. Die Arbeiten sollten im Frondienst errichtet werden, was viel an Diskussionen und Argwohn auslöste. Doch hin und wieder stand auch die Gemütlichkeit im Vordergrund, wenn etwa ein Fass Bier zu leeren war oder nach einem Schiessfest noch eine Besichtigung anstand, beispielsweise der Beatushöhle oder des Feldschlösschens.
Die neue Schiessanlage
Das alte Schützenhaus hatte schwere Mängel, die Scheibenanlage stand in einem Rutschhang und das überschossene Gebiet des Kapf war eine wichtige Baulandreserve der Gemeinde. Zum ersten Mal wurde die neue Schiessanlage 1946 traktandiert und verschiedene Standorte ins Visier genommen: Widmatt, Neureben, Oberberg, Reben ob der Kapelle, Kirchholz. Diverse Probleme türmten sich auf: Überschiessrechte, Zufahrtswege, Kostenvoranschläge der Handwerker, Querelen zwischen Gemeinderat, Schützenvorstand und Landbesitzern, Liegenbleiben von Aufträgen, unseriöse Kostenschätzungen, das Murren wegen der zu leistenden 40 Fronstunden.
Nachdem die Gemeindeversammlung einen dem Schützenvorstand nicht genehmen Beschluss fasste, trat dieser gesamthaft zurück. Der neue Vorstand fädelte die Sache mit den Behörden wieder ein, was zu einem neuen, allgemein annehmbaren Standortbeschluss führte. Nun trat der neue Vorstand zurück und übergab die Geschäfte 1949 wieder dem alten!
Eine Baukommission leitete die Arbeiten, die jedoch immer wieder stille standen, verständlich, hatten die Frondienstler ja auch in Hof und Haus zu tun. Bald sah man, dass jeder Schütze noch 10 Fronstunden zusätzlich zu leisten hatte. Wer die Dienste nicht leistete, musste pro fehlende Stunde 1.80 Fr. entrichten. Bei den damals 87 Mitgliedern machte dies flotte 4350 Totalarbeitsstunden aus, im „Wert“ von 7830 Franken. Doch Zank und Schweiss waren beim Standeinweihungsschiessen vom 2. September 1950 vergessen. Und der Verkauf des alten Schützenhauses für über 1500 Franken anlässlich einer Versteigerung verkleinerte die Schuldenlast. 1968 erfolgte der Beschluss auf einen Ausbau von 12 auf 14 Scheiben. Diese Arbeiten erfolgten einvernehmlich ebenfalls im Frondienst.
Informationen zum Kassawesen:
Die wichtigsten Einnahmequellen waren die Jahresbeiträge der A- und B-Schützen, der Verkauf der Hülsen, die Munitionsverkäufe an die Schützen, die Bezahlung der freiwilligen und obligatorischen Stiche, die Erlöse aus dem Chilbischiessen und den fast jährlichen Kegelschieben, die Staatsbeiträge (z.B. im Jahr 1905: 1.50 Fr. pro Mitglied).
Die wichtigsten Ämter im Verein im Laufe der Jahre hiessen Präsident, Kassier, Aktuar, Schützenmeister, Hornist, Zeigerchef, Munitionschef, Weibel, Jungschützenleiter, Zeiger, Warner, Materialwart.
Das Organisieren und Besuchen von Schützenfesten gehörte schon immer zum Vereinsleben. Das Standeinweihungsschiessen von 1950 in Mumpf ging als Grossanlass in die Vereinsgeschichte ein. Dauer sechs Tage: 14.-16. und 22.-24. Juli mit einer Plansumme von 30 000 Franken und 55 000 Patronen. Zum 80-jährigen Bestehen und zur Weihe des neuen Banners organisierte der Verein das Fahnenweihschiessen mit Festfeier vom 22. und 23. Juni 1963 mit 19 Schützenvereinen.
Anlässlich der 100-Jahrfeier im Jahr 1970 fand im Anschluss an das Jubiläumsschiessen ein Festakt mit Festansprachen aus Politik und Schiesswesen, mit Musik und Gesang statt, an dem die ganze Dorfbevölkerung teilnahm und Präsident Emil Kalt die Festrede hielt.
Der Schiessbetrieb oberhalb vom Berghof musste 2002 eingestellt werden, weil die Lärmimmissionen die Grenzwerte im Wohngebiet überschritten haben. Daraufhin ergab sich für die beiden Gemeinden Mumpf und Obermumpf nach einigen Diskussionen die Lösung für eine Gemeinschaftsschiessanlage ausserhalb Obermumpf an der Strasse nach Schupfart. Beide Schiessvereine leisteten zu den Gemeindebeiträgen etliche Anteile an Frondienstarbeiten.
Das Schützenhaus in Obermumpf 2004 besitzt sechs Schiessplätze und diverse Nebenräume. Durch die Zusammenarbeit der beiden Vereine entstanden neben dem Chilbi- und Chlausschiessen neue Schiesswettbewerbe wie Fischingertalschiessen oder Fluhschiessen.
Quellen:
Vereinsbücher
Gemeinderatsprotokolle
Geschichte und Chronik der Gemeinde Mumpf
Fotoarchiv Dorfmuseum Mumpf
Autor:
Gerhard Trottmann
Im Protokoll vom 2. September 1897 ist unter Punkt 2 zu lesen:
„Da mit dem Jahr 98 die Schützengesellschaft ihren 25 jährigen Bestand erreicht hat, wurde von verschiedenen Seiten angeregt, man möchte diese Erinnerung feierlich begehen.“
Es könnte also 1873 gewesen sein, denn gemäss dem Generalversammlungs-Protokoll von 1898 unternahm der Verein im selben Jahr eine Reise zum 25-jährigen Jubiläum nach Luzern: „Am 10. September war es soweit. Besammlung morgens um 2 Uhr, dann Abmarsch von Mumpf über Zeiningen, Maisprach, Wintersingen nach Sissach, von dort mit der Bahn über Olten nach Luzern. Nach einer Stunde Aufenthalt ging die Reise mit dem Dampfschiff weiter nach Brunnen. Nach dem Mittagessen und einem zweistündigen Aufenthalt fuhr die Schar mit dem Schiff zurück nach Luzern, dann per Bahn über Olten, Pratteln zur Station Stein.“ Die Schützenkasse bezahlte an die Kosten 250 Franken, den Rest hatten die Mannen selber zu berappen.
Die Lage des ersten Vereinsschiessplatzes lässt sich nicht ausmachen. Fast jährlich vor und nach 1900 fanden Grümpelschiessen statt, wobei die höchste Gabe vier Franken und die kleinste 80 Cts. ausmachte. Ebenfalls wurden öfters Freischiessen durchgeführt mit der Bemerkung „auf der Schönegg“, 1898 auch mit dem Zusatz, dass die Scheiben nummeriert werden sollten.
Es haben also vermutlich in Mumpf zwei Schiessplätze bestanden. Derjenige auf der Schönegg war ab 1896 privater Schiessstand des Schöneggwirtes Johann Bretscher. Geschossen wurde im Feldstand auf einem „Läger“ und die Scheiben waren an Pfosten befestigt, welche im Boden eingeschlagen wurden. Zur Sicherheit der Zeiger bestand ein Unterstand. Die Verständigung zwischen Schiessstand und Scheibenstand besorgten der Schützenmeister und ein Hornist: Nach erfolgtem Hornsignal des Schiessleiters zeigten die Mannen in den 1897 angeschafften roten Blusen und Mützen die geschossenen Werte.
1906 wünschte Fr. Josef Güntert eine Veränderung bzw. Verlegung des Schiessplatzes. Ende März 1907 befasste sich eine Versammlung mit den Schiessplatzangelegenheiten. Er werde folgende Stellung einnehmen: „Scheibenstand 22 Meter unterhalb des Fussweges unter dem Sandhügel, Schiessstand mit Distanz 300 auf der ‚Leimatt’, Distanz 400 auf dem ‚Rai’, Flugbahn mit ganz kleiner Steigung über Neumatt und Kapf.“ Ein Jahr später stellte Güntert Anton den Antrag, „bei der ersten Übung auf dem neuen Schiessplatz mit der Musik auszurücken und uns mit einem Fass Bier das Kaliber zu fetten!“ Geschossen wurde also auf dem Kapf, die Scheiben standen oberhalb der Rotsandgrube über dem Fischingerbach.
1909, bereits im Besitze des neuen Schiessplatzes, beteiligte sich der Verein am Gruppenwettkampf beim Schiessen auf dem Schiessplatz der Schönegg. An einer Versammlung 1909 wurden zwei Fragen aufgeworfen: „1. Bau eines Schiesshauses“, man hätte mit dem Landbesitzer, der S.B.B. bereits Unterhandlungen geführt und „2. Überdachung des Scheibenstandes.“
Der Pachtvertrag wurde 1910 unterschrieben. Im Jahr 1911 erfolgte der Aufbau des Scheibenstandes oberhalb der Rotsandgrube mit 6 Zugscheiben und die Genehmigung für den Bau vom Schützenhaus (auf der Foto mit rotem Rahmen) mit Kostenvoranschlag von 1489 Franken samt Telefonanlage. Es war bestimmt für die Schiessdistanz von 400 Metern. Der Standort befand sich am Waldrand hinter der Waldwiese. Vom Scheibenstand mit 12 Meter Länge und drei Meter Breite sind Mauerwerk, die Überdachungseisen und eine Leiter mit Ausstieg heute noch sichtbar.
Die neue Telefon- und Läutanlage wurde schon beim Einweihungsschiessen beschädigt: Die Drähte wurde von den Kugeln der Schützen herunter geschossen. Die Reaktion des Schiessverantwortlichen zu diesen und weiteren Zerstörungen: „Schützenmeister Hänggi Max stellt den Antrag, dass jeder Schütze, der mit Absicht in die Zeigerkelle schiesse, mit 50 Cts. Busse belegt werde.“
In der Zeit von 1911/1912 muss ein Zwist entstanden sein. Der Kassier erschien nicht mehr zu den Vorstandssitzungen und Versammlungen und an der Generalversammlung trat der Gesamtvorstand zurück.
Die Spaltung des Vereins
Sie beschäftigte die Schützen während Jahrzehnten. Der Grund der Abspaltung ist aus den Büchern nicht ersichtlich. Es könnten die unterschiedlichen Meinungen zu den Ausbauarbeiten am Scheibenstand und beim Schiesshaus sowie die finanziellen Beteiligungen ein Grund sein. Während 1910 der Mitgliederbestand mit 48 Mann ersichtlich ist, sind es ein paar Jahre später deren 27. Es existierte also eine zweite Schützenvereinigung, einmal als Schiessverein, ein andermal als Schiesssektion des Pontonierfahrvereins erwähnt.
An der Versammlung vom 31. August 1918 stellte der Vorstand der Feldschützen den An- trag, den Pontonierfahrverein um 100 Franken schiessen zu lassen, was abgelehnt wurde. Daniel Wunderlin stellte dann den Antrag, den PFV um 150 Franken schiessen zu lassen und gleichzeitig wieder in den Verein einzuladen. Im Oktober desselben Jahres wird der Antrag der beiden Vorstände vorgestellt, die Schuld auf dem Schützenstand zu tilgen: Die Gemeinde solle 1000 Franken übernehmen, den Rest die beiden Vereine. Gleichzeitig beschlossen sie, die 6 Scheiben auf die beiden Vereine aufzuteilen. 1919 wurde ein gemeinsames Endschiessen der beiden Vereine angeregt.
1920 heisst das 1. Traktandum der Oktobersitzung: Gesuch des Schiessvereins, ob sie am Endschiessen auch mitmachen können. Anwesend waren 14 Mitglieder der Feldschützen und 12 Mitglieder des Schiessvereins mit ihrem Präsidenten Eugen Güntert.
1922 sollte wiederum ein gemeinsames Sauschiessen mit der „Schiesssektion“ stattfinden, was die Feldschützen aber ablehnten.
Eine Einigung gab es bezüglich Läutwerk und Telefonerneuerung: Die Kosten von 150 Franken wurden untereinander aufgeteilt und durch ein gemeinsames Kegelschieben gedeckt.
1931 war die Telefon- und Läutanlage derart defekt, dass nur eine Erneuerung in Frage kam. Hierin bestand Einigkeit. Über die Kostenbeteiligungen jedoch gingen die Meinungen stark auseinander. Hier endet abrupt das Protokoll und im Protokollbuch folgen nun fünf leere, nicht beschriebene Seiten.
An der Generalversammlung vom 30. Januar 1932 ist als Nummer 7 vermerkt: „Fusionsvertrag“. Treibende Kraft dahinter war der Sonnenwirt Anz. Von den Inhalten des Fusionsvertrages ist nichts zu lesen, jedoch, dass die Diskussion sich dem Siedepunkt genähert habe. Die Abstimmung ergab Annahme des Vertrages mit 27 zu 1 Stimmen. Somit war rechtzeitig zum 60-Jahr-Jubiläum die Einheit wieder hergestellt und der Verein fand wieder zu alter Grösse. Daher mussten während der GV 1933 einige Mitglieder aus Platznot in einem Nebenraum des Anker Platz nehmen, wo sie sich mehr mit dem Jassen als mit den Traktanden auseinander setzten, darunter sogar ein Vorstandsmitglied.
Der Verein besass nach 1930 noch alte Gewehre, die nicht mehr in Gebrauch waren. Doch die 1550 Schuss Munition im Wert von 46.50 Fr. tauchten jährlich im Vermögen wieder auf. Ein Schütze beantragte, „die Munition zu verschiessen und nachher die Apparate in den Rhein zu werfen, da dieselben doch nichts wert seien.“
Der Schiessbetrieb unter dem Jahr
Aus den vielen Angeboten wie Frühlings-, Grenzschutz-, Herbst-, Sau-, Winter-, Freund- schafts-, End-, Wildbret-, Sonnenberg-, Grümpel-, Chilbi-, Ehr- und Freischiessen, kantonalen und eidgenössischen Schützenfesten wählten die Schützen ihre Schiessanlässe aus. Zu den internen Schiessen wurden in den vorgängigen Sitzungen die Stiche, die Scheibenwahl und die Anzahl Schüsse in harten Diskussionen festgelegt, ebenso die Gabenzahl und die Gabenwerte. Oft endeten die Schiesstage mit Kartoffelsalat und Schüblig oder einem Blut- und Leberwurstmahl.
1936 umfasste das Jahresprogramm zwei freiwillige Übungen, vier obligatorische Übungen, Teilnahme am Schützenfest Gelterkinden, Chilbi- und Sauschiessen mit Ehren- und Becherstich, Jungschützenkurs. Während der Kriegsjahre war der Betrieb stark reduziert: Die Soldaten leisteten Militärdienst und die Munition stand nur beschränkt zur Verfügung. Die Munitionsbestellung von 1944 belief sich auf total 3480 Schuss für den ganzen Betrieb, diejenige von 1953 total 7500 Schuss.
Viel zu tun gab der Unterhalt des Scheiben- und des Schiessstandes. Die Telefonstangen im steilen Gelände zum Scheibenstand empor fielen immer wieder den Stürmen zum Opfer, knickten ab oder wurden ausgerissen. Das Schützenhaus besass noch einen Erdboden und musste dringend betoniert werden. Die Arbeiten sollten im Frondienst errichtet werden, was viel an Diskussionen und Argwohn auslöste. Doch hin und wieder stand auch die Gemütlichkeit im Vordergrund, wenn etwa ein Fass Bier zu leeren war oder nach einem Schiessfest noch eine Besichtigung anstand, beispielsweise der Beatushöhle oder des Feldschlösschens.
Die neue Schiessanlage
Das alte Schützenhaus hatte schwere Mängel, die Scheibenanlage stand in einem Rutschhang und das überschossene Gebiet des Kapf war eine wichtige Baulandreserve der Gemeinde. Zum ersten Mal wurde die neue Schiessanlage 1946 traktandiert und verschiedene Standorte ins Visier genommen: Widmatt, Neureben, Oberberg, Reben ob der Kapelle, Kirchholz. Diverse Probleme türmten sich auf: Überschiessrechte, Zufahrtswege, Kostenvoranschläge der Handwerker, Querelen zwischen Gemeinderat, Schützenvorstand und Landbesitzern, Liegenbleiben von Aufträgen, unseriöse Kostenschätzungen, das Murren wegen der zu leistenden 40 Fronstunden.
Nachdem die Gemeindeversammlung einen dem Schützenvorstand nicht genehmen Beschluss fasste, trat dieser gesamthaft zurück. Der neue Vorstand fädelte die Sache mit den Behörden wieder ein, was zu einem neuen, allgemein annehmbaren Standortbeschluss führte. Nun trat der neue Vorstand zurück und übergab die Geschäfte 1949 wieder dem alten!
Eine Baukommission leitete die Arbeiten, die jedoch immer wieder stille standen, verständlich, hatten die Frondienstler ja auch in Hof und Haus zu tun. Bald sah man, dass jeder Schütze noch 10 Fronstunden zusätzlich zu leisten hatte. Wer die Dienste nicht leistete, musste pro fehlende Stunde 1.80 Fr. entrichten. Bei den damals 87 Mitgliedern machte dies flotte 4350 Totalarbeitsstunden aus, im „Wert“ von 7830 Franken. Doch Zank und Schweiss waren beim Standeinweihungsschiessen vom 2. September 1950 vergessen. Und der Verkauf des alten Schützenhauses für über 1500 Franken anlässlich einer Versteigerung verkleinerte die Schuldenlast. 1968 erfolgte der Beschluss auf einen Ausbau von 12 auf 14 Scheiben. Diese Arbeiten erfolgten einvernehmlich ebenfalls im Frondienst.
Informationen zum Kassawesen:
Die wichtigsten Einnahmequellen waren die Jahresbeiträge der A- und B-Schützen, der Verkauf der Hülsen, die Munitionsverkäufe an die Schützen, die Bezahlung der freiwilligen und obligatorischen Stiche, die Erlöse aus dem Chilbischiessen und den fast jährlichen Kegelschieben, die Staatsbeiträge (z.B. im Jahr 1905: 1.50 Fr. pro Mitglied).
Die wichtigsten Ämter im Verein im Laufe der Jahre hiessen Präsident, Kassier, Aktuar, Schützenmeister, Hornist, Zeigerchef, Munitionschef, Weibel, Jungschützenleiter, Zeiger, Warner, Materialwart.
Das Organisieren und Besuchen von Schützenfesten gehörte schon immer zum Vereinsleben. Das Standeinweihungsschiessen von 1950 in Mumpf ging als Grossanlass in die Vereinsgeschichte ein. Dauer sechs Tage: 14.-16. und 22.-24. Juli mit einer Plansumme von 30 000 Franken und 55 000 Patronen. Zum 80-jährigen Bestehen und zur Weihe des neuen Banners organisierte der Verein das Fahnenweihschiessen mit Festfeier vom 22. und 23. Juni 1963 mit 19 Schützenvereinen.
Anlässlich der 100-Jahrfeier im Jahr 1970 fand im Anschluss an das Jubiläumsschiessen ein Festakt mit Festansprachen aus Politik und Schiesswesen, mit Musik und Gesang statt, an dem die ganze Dorfbevölkerung teilnahm und Präsident Emil Kalt die Festrede hielt.
Der Schiessbetrieb oberhalb vom Berghof musste 2002 eingestellt werden, weil die Lärmimmissionen die Grenzwerte im Wohngebiet überschritten haben. Daraufhin ergab sich für die beiden Gemeinden Mumpf und Obermumpf nach einigen Diskussionen die Lösung für eine Gemeinschaftsschiessanlage ausserhalb Obermumpf an der Strasse nach Schupfart. Beide Schiessvereine leisteten zu den Gemeindebeiträgen etliche Anteile an Frondienstarbeiten.
Das Schützenhaus in Obermumpf 2004 besitzt sechs Schiessplätze und diverse Nebenräume. Durch die Zusammenarbeit der beiden Vereine entstanden neben dem Chilbi- und Chlausschiessen neue Schiesswettbewerbe wie Fischingertalschiessen oder Fluhschiessen.
Quellen:
Vereinsbücher
Gemeinderatsprotokolle
Geschichte und Chronik der Gemeinde Mumpf
Fotoarchiv Dorfmuseum Mumpf
Autor:
Gerhard Trottmann