Gemeinderatswahlen 1905
Die Bürger wurden für Dienstag 31. Oktober 1905 auf 9 Uhr morgens zu eine Wahlversammlung ins Schulhaus aufgeboten für die Erneuerungswahl in den Gemeinderat.
Zitat aus dem damaligen Protokoll des Gemeinderates:
Das Wahlbüreau ist konstituiert und anwesend, wie folgt:
1. Präsident: Herrn C. Akermann, Friedensrichter Wegenstetten
2. Vize-Präsident: Herrn Schlienger, Friedensrichter-Statthalter, Hellikon
3. Aktuar: Herrn A. Güntert, Gemeindeschreiber
4. Stimmenzähler: Herrn Frz. Anton Güntert und Herrn August Kaufmann, Fertigungsaktuar
Das Stimmregister erzeigt als Stimmfähige die zur Wahlversammlung geboten wurden 106. Anwesend 89, abwesend 17.
Als erstes Traktandum galt es, die Anzahl Gemeinderäte, Ersatzmänner und deren Besoldung festzulegen. Aus dem Protokoll:
Die Wahlverhandlung beschliesst.
1. Der neue Gemeinderat soll aus 3 Mitgliedern und 3 Ersatzmännern bestellt werden.
2. Besoldungen:
Dem Gemeindeammann Fr. 100.—
Den Gemeinderäten je Fr. 50.—
Dem Gemeindeschreiber Fr. 150.—
Die Ersatzmänner erhalten pro Sitzung Fr. 1.— Sitzungsgeld
3. Für Tagdiäten (Erklärung: Tagesentschädigungen) bei Gemeindeangelegenheiten ist der Tagestarif zum Gemeindeorganisationsgesetz massgebend.
4. Es soll eine Listenwahl stattfinden.
Bei jedem Wahlgang wurden alle Kandidaten-Stimmen zusammengezählt und durch die noch zu besetzenden Sitze geteilt. Wer das absolute Mehr erreichte, wurde zu einer Wahlannahme befragt. Durch die vielen Absagen ergaben sich dann die vielen Wahlgänge.
Für die drei Gemeinderatssitze gab es insgesamt 10 Kandidaten.
Für die drei Ersatzmänner standen sieben Kandidaten zur Verfügung.
Für die Wahl zum Gemeindeammann waren drei Wahlgänge nötig.
Insgesamt fanden in der fünfstündigen Wahlversammlung 9 Wahlgänge statt. Waren anfänglich 89 Stimmberechtigte im Schulzimmer, so waren es am Schluss noch 78.
Einblick in die Protokollführung von 1905:
In der Volksstimme aus dem Fricktal erschien nach dem Wahltag diese Meldung:

Nach diesem Bericht mussten die Stimmbürger ganze fünf Stunden ausharren.
Gemeinderatswahlen 1941
Es ging um die Wiederwahl der Gemeinderäte für die Amtszeit von 1942 bis 1945. Die drei amtierenden Gemeinderäte wollten es nochmals wissen und stellten sich einer Wiederwahl:

Auch die Suppleanten, die drei Stellvertreter also, mussten gewählt werden.
Es entstand im Dorf eine Bewegung gegen die erneute Kandidatur von Otto Studinger. Auf den Flugblättern gegen ihn unterschrieben allerlei Gruppierungen:
Viele Bürger, die es auch ernst nehmen!
Wähler aus allen Richtungen
Eine grosse Gruppe Bürger
Wähler aus allen Kreisen
Viele Bürger und Wähler
Bürger und Arbeiter
Wähler aus allen Parteien
Die Sprengkandidaten hiessen:
Johann Waldmeier, Bootsbauer
Karl Güntert, Maurer
Die jeweiligen Gegner wurden als „Wühler“, „Weltverbesserer*, „Gewisse Herren“, „Firma Neureich“ bezeichnet.
Es war eine Wahl
„Ortsbürger gegen Ortsfremde“ (Ritter - seit 1925 in Mumpf, Studinger - seit 1906 in Mumpf, Waldmeier - seit 1930 in Mumpf, waren Ortsfremde)
„Gewerbetreibende gegen Arbeiter“ (Ritter als Mühlenbesitzer, Studinger als Glockenwirt, Waldmeier als Fährenbauer waren Gewerbe)
„Junge gegen Alte“ (August Kaufmann seit 20 Jahren, Otto Studinger seit 16 Jahren im Amte!) Die jungen Kandidaten waren Johann Waldmeier und Karl Güntert.
Als alt eingesessene Ortsbürger galten damals Güntert, Gut, Jenzer, Kaufmann und Wunderlin.
Im ersten Wahlgang wurden gewählt:
August Kaufmann, Gemeindeammann
Martin Ritter, Vizeammann
Im zweiten Wahlgang wurde gewählt:
Johann Waldmeier
Der Gemeinderat und der Gemeindeschreiber hatten die Angewohnheit, sich am Sylvestertag zur letzten Sitzung des Jahres zu treffen. Meist war der zweite Teil länger als der erste. Man fand sich auf Einladung des Glockenwirtes Otto Studinger in seiner Gaststube ein zu einem sicher deftigen
Jagdmahl.
Das war an der letzten Gemeinderatssitzung 1941 anders. Otto Studinger war nicht zur letzten Sitzung erschienen. Er fand es auch nicht nötig, einen Suppleanten, einen Stellvertreter zu bestimmen. Der Gemeindeschreiber schrieb unter „anwesend“: 3. Sitz unbesetzt.
Unter Traktandum 1 und 12 wird zu Gemeinderat Studinger nochmals Protokoll geführt.
Und bald nach der Inpflichtnahme von Johann Waldmeier sass dieser anstelle von Otto Studinger im Gemeinderat.
Einige Flugblätter von 1941:
Recherche:
Gerhard Trottmann
Quellen:
- Flugblätter aus dem Nachlass Otto Waldmeier
- Gemeinderatsprotokoll 1905 und 1941/42