Den Ausschlag zur Gründung des Krankenpflegevereins Mumpf gab eine Schenkung.
„Jungfer“ (schweizerdeutsch „Jumpfer“) Paulina Wunderlin lebte vom 9. November 1848 bis 24. November 1910. Sie war also unverheiratet und wirkte im Dorf als Handarbeitslehrerin. Sie besass gegenüber der Mühle ein kleines Wohnhaus mit Scheunenanbau.
„Jungfer“ (schweizerdeutsch „Jumpfer“) Paulina Wunderlin lebte vom 9. November 1848 bis 24. November 1910. Sie war also unverheiratet und wirkte im Dorf als Handarbeitslehrerin. Sie besass gegenüber der Mühle ein kleines Wohnhaus mit Scheunenanbau.
Der Gemeinderat beschloss die Annahme des Geschenkes und in der Folge die Gründung des Krankenpflege-Vereins. Das Wohnhaus mit Anbau war im Lagerbuch Mumpf als Nummer 78 im Oberdorf vermerkt. Es ist heute noch vorhanden und steht am Mühleplatz hart bei der Lärmschutzwand der Autobahn.
Der Gedanke, zugunsten kranker und alter Menschen einen Verein zu gründen, erhielt Rückenwind durch zwei weitere Schenkungen:
- Baumeister Anton Rau, Bürger von Mumpf, wohnhaft in Bern, übergab der Gemeinde eine Obligation von 1300 Franken als Fond für den angeregten Krankenpflegeverein.
- Eine weitere Gabe erfolgte durch den Erlös aus einem „Pfrundvertrag“ zwischen Sophie Rau und Sonnenwirt Frz. Jos. Waldmeyer. Hier erhielt der Krankenpflegeverein 5000 Franken.
Die Gründung des Krankenpflegevereins
Pfarrer Dr. Hermann Suter bekam vom Gemeinderat Mumpf 1911 zwei Aufträge:
Erstens: Entwurf der Statuten für den Krankenpflegeverein
Zweitens: Suche nach einer Krankenpflegerin
Dem schreibgewandten Pfarrer gelangen die Statuten auf Anhieb. Die Suche nach einer Krankenschwester dauerte deutlich länger. Es gab Mangel an Pflegerinnen – und Ordensschwester durften nicht alleine wohnen und arbeiten. Fündig wurde er in Deutschland bei den „Franziskanerinnen vom göttlichen Herzen Jesu* in Gengenbach, zehn Kilometer südlich von Offenburg.
Die Gründungsversammlung fand am 21. Januar 1912 statt. Als Mitglieder im Krankenpflegeverein wurden Familien und Einzelpersonen aufgenommen. Im sieben Personen zählenden Vorstand mussten nach der Verfügung der Stifterin Paulina Wunderlin zwei Frauen vom Frauenverein Mumpf, der jeweilige Pfarrer und ein Gemeinderatsmitglied mitwirken.
Dem Krankenpflegeverein Mumpf durften auch Einwohner von Wallbach beitreten, da die beiden Kirchgemeinden ja zusammen gehörten.
Die Mitglieder hatten bei der Gründung einen Jahresbeitrag von 3 Franken zu bezahlen. Sie erhielten dadurch ein Anrecht auf unentgeltliche Krankenpflege durch die Krankenschwestern, ohne Rücksicht auf die Konfession. Mit der Zeit stieg der Jahresbeitrag auf 9 Franken.
Nichtmitglieder bezahlten für die Betreuungen wie folgt:
Pro Pflegetag 1 Franken
Pro Nachtwache 1.50 Franken
Die Arbeiten unterlagen einer klaren Regelung: Der Vorstand besorgte die Anstellung der Krankenschwestern vom Franziskaner-Orden aus Gengenbach, die Überwachung ihrer Arbeit und die Verwaltung des Schwesternhauses und des Mobiliars.
Die Krankenschwestern hatten ein genaues Tagebuch über ihre Arbeiten zu führen, das jederzeit vom Vorstand eingesehen werden konnte.
Doch das Häuschen muss sich als zu klein erwiesen haben für die Krankenstation und die Wohnbedürfnisse der beiden Nonnen. Bereits 1917 verkaufte es die Gemeinde an Maria Graupner, wie der Eintrag im Lagerbuch Mumpf nachweist, um mit dem Erlös ein grösseres Haus zu erwerben.
Im Jahr 1927 wurde in Wallbach ein eigener Krankenpflegeverein gegründet. Dadurch konnten in Mumpf nicht mehr zwei Schwestern beschäftigt werden. An Stelle der zweiten Krankenschwester wurde eine „Kleinkinderschwester“ angestellt.
Im Haus neben der „Glocke“ an der Hauptstrasse konnte die „Kleinkinderschule“ eingerichtet werden, dort, wo 1934 der Volg-Laden entstand. Das „Schulgeld“ betrug 40 Rappen pro Kind und pro Woche. Mumpf war somit eine der ersten Gemeinden im Aargau, die einen Kindergarten führte.
1934 wechselten die Schwestern die Lokalitäten erneut. Die Gemeinde errichtete einen Neubau im Graubühl, wo die Krankenstation und die Kleinkinderschule gleichzeitig untergebracht werden konnten.
Im Jahr 1976 wurden die Franziskaner-Schwestern nach Gengenbach zurückgerufen, was die Auflösung der Krankenstation Mumpf bedeutete. Das Schwesternhaus von Zeiningen übernahm die Betreuung der Kranken, bis sich der Krankenpflegeverein Mumpf 1999 auflöste und sich die Gemeinde der Spitex Mittleres Fricktal anschloss. Im Jahr 2014 erfolgte die Gründung der Spitex Fricktal AG. Darin sind 17 Fricktaler Gemeinden zusammengeschlossen im Dienste der Kranken.
Die Schwestern setzten sich ohne Zeitbeschränkungen „für Gottes Lohn“ für ihre Arbeit ein. Schwester „Casimir“, mit bürgerlichem Namen Adelheid Scheurer, erhielt 1968 für ihren Jahrzehnte dauernden Einsatz als Kindergärtnerin das Mumpfer Ehrenbürgerrecht.
Recherche:
Gerhard Trottmann
Quellen:
Gemeinderatsprotokolle 1912
Lagerbuch der Gemeinde Mumpf
Statuten des Krankenpflegevereins im Gemeindearchiv
Fotoarchiv Dorfmuseum Mumpf