Die Parole „Freiheit, Wohlstand, Bildung für alle“ wurde von Schweizer Seite genüsslich unterstützt. Die Freischärler durften sich ohne weiteres auf Schweizer Boden zu Versammlungen treffen und ihre Aktionen besprechen.
Zusätzlich herrschte zwischen der Eidgenossenschaft und Preussen dicke Luft wegen des Kantons Neuenburg. Dieser gehörte durch seinen Beitritt 1814 einerseits zur Schweiz, andererseits war er noch immer dem König von Preussen unterstellt. Die Lage war verworren. Der Wiener Kongress 1815 bestätigte den Beitritt Neuenburgs zur Schweiz und gleichzeitig die Regentschaft der Preussen. 1848 eroberten über 1000 liberale Revolutionäre das Schloss in der Stadt Neuenburg und riefen die Republik aus. Der Preussenkönig gab nicht nach. 1856 bestand eine unmittelbare Kriegsgefahr zwischen Preussen und der Eidgenossenschaft. Man befürchtete einen preussischen Angriff über den Rhein in die Schweiz. Doch 1857 war der Spuk vorbei, der Preussenkönig verzichtete durch politischen Druck auf Neuenburg.
Spannungsgeladenes Knistern zwischen Mumpf und Säckingen.
1849 wurde im Rahmen verschiedener Grenzstreitigkeiten am Rhein die Schweizer Armee aufgeboten unter dem Befehl von General Henri Dufour. Dies konnte die Lage vor allem um Schaffhausen beruhigen. Somit wurden die eidgenössischen Truppen zwischen Bodensee und Basel zurückgezogen. Doch die Mumpfer und Steiner Bürger gaben sich damit nicht zufrieden. Die „Eidgenössische Zeitung“ vom 8. September 1849 schrieb von einer „Scharfen Wache“ von Mumpfer und Steiner Bürgern am Rhein.
Scharfe Wache auf eidgenössischer Seite
Die brennenden Wachthütten beiderseits vom Rhein
Am 16. März 1849 die berichtete die Nationalzeitung und am 20. September die Neue Zürcher Zeitung vom Brand einer preussischen Wachthütte.
„Heute mir, morgen dir. Gestern Nachmittags 2 Uhr hatten wir das interessante Schauspiel eines kleinen Brandes auf dem jenseitigen Rheinufer. - Die gegenüber von Mumpf stehende königlich preussische Wachthütte ging nämlich in Flammen auf; nicht etwa aus Rache für das diesseits verübte Bubenstück, o nein“.
Offenbar muss durch eine preussische Aktion auf Schweizer Seite kurze Zeit vorher eine leere Hütte in Brand gesteckt worden sein.
Die preussische Wachthütte muss durch einen unvorsichtig Pfeife rauchenden preussischen Soldaten in Brand geraten sein. Schadenfroh schreibt die Zeitung weiter:
„Man denke sich den Jammer und Schrecken, als in der unmittelbaren Nähe des Rheins, wo also kein Wassermangel war, nicht nur die Hütte in Flammen aufging, sondern mit derselben Habersäcke, Mäntel und Patronentaschen. Letztere verursachten uns ein besonderes Gaudium, da die darin befindlichen Patronen sich ebenfalls entzündeten, und es zu einem Feuerteufeln kam, das uns Grenzbewohnern so zu Herzen ging, dass wir eine Fortsetzung davon jetzt noch wünschen. - So wäre denn unsere leere abgebrannte Hütte hinlänglich gerächt.“
Es gab auch freundschaftlichen Austausch zwischen Mumpfern und Preussen.
Aus der „Neue Zürcher Zeitung“ vom 6. August 1849:
Unlängst rief eine preussische Schildwache, die bei Mumpf einem schweizerischen Posten vom 72sten Infanterie-Bataillon am Rhein gegenüber stand: Schweizer, schickt uns doch Käse und Wein, wir sind hier auf einem ganz verlorenen Posten. Unsere Leute gingen ins nahe Wirtshaus, fassten Käs und Wein und vergassen auch das Brot nicht, sandten dasselbe durch den Fährmann den Preussen zu, die den richtigen Erhalt bald mit dem freudigen Rufe bescheinten: „Ihr seid brav, Schweizer! Kommt doch herüber, wir sind ja nicht Feinde.“ Richtig schifften sich von den unsern ein und hinüber und brachten dann von den Preussen mit und eben sassen die Käppi und Spitzhauben im muntersten Verkehr - als der Rundoffizier kam und den pokulierenden [bechern, zechen] Herrschaften bemerkte: Dergleichen gegenseitige Besuche seien zwar sehr artig, aber verboten, worauf die Preussen sehr höflich grüssend sich entfernten …
Mumpfer und Steiner erhielten Verbot für das preussische Staatsgebiet
Die „Leipziger Zeitung“ vom 7. Oktober und die „Wiener Zeitung“ vom 11. Oktober 1850 meldeten eine happige Verschärfung der Lage:
Laut amtlichen Mitteilungen ist durch Erlass des Preussischen Truppencommandanten in Säckingen den Einwohnern der Aargauischen Gemeinden Mumpf und Stein das Betreten des Badischen Staatsgebietes bis auf weiteres untersagt.
Grund dafür war, dass die Einwohner der beiden Dörfer die badischen Revolutionäre und deren Anführer schützten und ihnen Unterschlupf gewährten. So ist belegt, dass der Freischärler Carl Gersbach als polizeilich Gesuchter beim Mumpfer Flösser Alois Güntert Unterschlupf fand. (1)
Als es im Gasthaus „Sonne“ zu Disputen kam zwischen preussischen Offizieren und den politisch verfolgten Gersbach und Dossenbach, mischten sich Mumpfer Einwohner in die Diskussionen ein und beschimpften die Preussen sehr heftig. Darauf verfügte der preussische Kommandant in Säckingen die einjährige Sperre, von der u.a. in der Wiener und Leipziger Zeitung zu lesen war.
Deutscher Grenzwächter erschiesst Mumpfer Flösser
Auch die Erschiessung des Mumpfer Flössers Philipp Wunderlin steht im Zusammenhang mit den Spannungen links und recht der Rheins. Die St.Galler Zeitung vom 23. September 1853 schrieb:
Gemäss Angaben im Sterbebuch der Gemeinde Mumpf ist Philipp Wunderlin am Morgen des 18. September um 3 Uhr morgens verstorben, die Beerdigung war dann am 20. des Monats. Er erreichte ein Alter von 26 Jahren, 4 Monaten und 20 Tagen. Sein Vater war Niklaus Wunderlin, der um 1830 viele Auswanderer per Schiff von Mumpf nach Altbreisach, etwa 60 Kilometer nördlich von Basel, brachte.
Das Schwurgericht Freiburg im Breisgau behandelte im darauffolgenden Frühling den Fall. Am 4. April 1854 berichtete die St. Galler Zeitung darüber: Der Zollgardist sei schweizerfeindlich eingestellt gewesen. Der badische Zollwächter sei für die Tötung zu „bloss zu 11 Monaten Korrektionshaft“ verurteilt worden. Ein hochgestellter badischer Zollbeamter hinterliess folgende Aussage: „Die Bewohner der aargauischen Ortschaften Mumpf und Stein seien die ärgsten Schmuggler weit und breit.“ Und der Angeklagte habe beim Verhör gesagt: „Es ist ja nur ein Schweizer.“
Höhepunkt der Grenz-Spannungen
Am 13. Dezember 1856 brach Preussen die diplomatischen Beziehungen zur Schweiz ab und setzte die Mobilmachung seiner Armee auf den 1. Januar 1857 fest.
Die Bundesversammlung wählte am 27. Dezember 1856 erneut Henri Dufour zum Oberbefehlshaber der Schweizer Armee. Die Preussen planten einen Vorstoss über die Grenze bis Bern.
Unter dem Einfluss des französischen Kaisers Napoleeon III (2) wurde der Konflikt im Laufe der Zeit jedoch durch Verhandlungen gelöst.
Die Bundesversammlung wählte am 27. Dezember 1856 erneut Henri Dufour zum Oberbefehlshaber der Schweizer Armee. Die Preussen planten einen Vorstoss über die Grenze bis Bern.
Unter dem Einfluss des französischen Kaisers Napoleeon III (2) wurde der Konflikt im Laufe der Zeit jedoch durch Verhandlungen gelöst.
Recherche:
Gerhard Trottmann
Quellen:
Zeitungstexte: www.e-newspaperarchives.ch und www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper
(1) Adelheid Enderle in „Vom Jura zum Schwarzwald“ 1998, ab Seite 35
(2) Wikipedia