August Mösch war in Frick aufgewachsen. Er liess sich im Lehrerseminar Wettingen zum Primarlehrer ausbilden. Im Alter von 20 Jahren verlor er seinen Vater durch Krankheit. Als ältester Sohn sollte er für seine Mutter und seine jüngeren Geschwister sorgen. Diese Verpflichtung sei eram Totenbett des Vaters eingegangen.
Doch damit und mit dem Leben überhaupt muss August Mösch überfordert gewesen sein. Er machte grosszügig Schulden. Damit er diese tilgen konnte, nötigte er seine verwitwete Mutter
anfangs März 1879 zur Auszahlung seines Vermögenanteils.
Schon 1878 trat er seine Stelle in Mumpf als Unterschullehrer an. In der Pfarrei übernahm er ohne Auftrag der Behörden, aber nach Absprache mit dem damaligen Chorleiter Wunderlin und dem Organisten Güntert gewisse Chorleiter- und Orgeldienste. Auch reparierte und stimmte er die Orgel ohne Auftrag der Kirchenpflege.
Für diese Arbeiten stellte Mösch der Kirchgemeinde Rechnungen, die er auch gleich einkassierte und gar doppelt einforderte. Aus dem Kirchenpflegeprotokoll:

Er benutzte verschiedene Kanäle, um zu möglichst vielem Geld zu kommen. Mösch suchte dazu auch Gemeindeammann Güntert persönlich auf, um die Forderungen für seine „Aufwendungen“ als Organist, Orgelstimmer und Chorleiter durchzusetzen. Diesem beantragte er sogar eine „Modifizierung“ einer Rechnung von 30 auf 40 Franken (Kirchenpflegeprotokoll vom 6. Januar 1879).
Dann stellte er am 8. Dezember 1878 wiederum eine Rechnung an die Kirchenpflege. Als Chorleiter Wunderlin und Organist Güntert am Jahresende ihr Jahresgehalt beziehen wollten, war das Geld in der Kirchenkasse nicht mehr vorhanden, weil es von Mösch schon abgeholt worden war.
Aber auch Mösch war rund zwei Monate später plötzlich nicht mehr „vorhanden“. Er „angelte“ sich eine Tochter aus einem Mumpfer Haus und begab sich mit ihr in einer Nacht- und Nebelaktion nach Amerika!
Der „Seeländer Bote“ vom 13. März 1879 schrieb:

Im „Tagblatt der Stadt Biel“ vom 20. März 1879 war zu lesen:

Noch lange beschäftigte der Fall die Behörden und die Öffentlichkeit.
Auch die Kirchenpflegesitzung vom 25. April 1880 befasste sich mit den Nachwehen des dreisten Verhaltens des „durchgebrannten“ August Mösch:

Der Vorfall des Verduftens, der zur Fasnachtszeit um den 3. März 1879 geschah, gab im ganzen Land zu reden und zwar in einem gesellschaftspolitischen Disput.
Der Kanton Aargau war durch die liberalen Kräfte beherrscht. Zucht und Ordnung hatten ausgedient. Sie erneuerten das Schulwesen und damit auch die Lehrerbildung im freigeistigen Sinne. August Mösch sei ein „Produkt“ dieser neuen Lehrerausbildung, was nun geharnischte Reaktionen in konservativen Kreisen auslöste.
Die „Ostschweiz“ vom 15. März 1879 schrieb:

Recherche:
Gerhard Trottmann
Quellen:
Kirchenpflegeprotokolle
Diverse Presseartikel
„Seeländer Bote“, 13. März 1879
„Die Ostschweiz“, 15. März 1879
„Tagblatt der Stadt Biel“, 20. März 1879