Telegraphie
Das Jahr der Erfindung des elektrischen Telegrafen wird auf Wikipedia mit 1833 angegeben. Ab 1851 war die Technik so weit fortgeschritten, dass von London aus die Nachrichtenagentur Reuters Neuigkeiten über Seekabel bis nach Indien versenden konnte. Zu den Kutschen, Postzügen und Brieftauben war eine viel schnellere Art der Nachrichtenübermittlung gestossen.
1872 war es dann für Mumpf soweit. Der Bundesrat beschloss (1):
Ebenfalls wurde ein Telegraphist gewählt (2):
Und bald machte der Gasthof Sonne Reklame mit der „eigenen“ Telegraphie (3):
Es ist nicht eruierbar, ob sich das Telegraphenbüro in der „Sonne“ oder im nahe gelegenen Postgebäude befand.
Zum Telegraphenwesen gab es 1875 eine wichtige Neuerung. Die Telegraphie darf auch durch Private und Geschäfte betrieben werden. (4)
Telephonie
Die Geschichte des Telefons begann 1837 mit der Erfindung des Morsetelegraphen. Bei ihm wurde die Übermittlung von Signalen durch elektrische Leitungen in die Praxis umgesetzt, eine Vorbedingung für die Erfindung des Telephons.
Ab 1912 gab es die ersten Telefonanschlüsse in Mumpf, gemäss Verzeichnis deren drei. (5)
1920 waren bereits 10 Apparate zu verzeichnen. (6)
1931 stieg die Zahl der Telefonapparate in Mumpf auf deren 19. (6)
1944/45 waren für Mumpf 37 Nummern verzeichnet. (6)
Elektrische Stromversorgung
Die Einführung der elektrischen Stromversorgung wurde möglich mit der Erbauung des Wasserkraftwerks in Rheinfelden durch die „Kraftübertragungswerke Rheinfelden“.
Die Bewilligungen zum Bau dazu erfolgten 1894 durch den Kanton Aargau und das Grossherzogtum Baden. Zu den ersten Strombezügern gehörte die Gemeinde Mumpf. Hinter den Plänen dazu stand vor allem Sonnenwirt und Oberst F.J. Waldmeyer-Boller. Endlich war die Zeit der Oellämpchen und der Petrolbeleuchtung in Stuben, Küchen, Scheunen und Schulzimmern und auch bei den Posamentern (7) vorbei.
Das Dorfgebiet erhielt einige Strassenlampen an wichtigen Orten. Ebenso profitierte das Gewerbe vom zugeleiteten Strom. Diese frühestmögliche elektrische Stromversorgung in Mumpf bewegte den Wallbacher Josef Obrist, Sägerei und Holzhandlung, seinen Betrieb nach Mumpf zu verlegen.
1901 bemühte sich die Stadt Säckingen um eine Stromversorgung. Wie aber sollte der Strom den Weg über den Rhein finden? Die Kraftübertragungswerke Rheinfelden wussten, dass noch nirgends elektrische Leitungen mit 150 Metern Spannweite zwischen zwei Strommasten erstellt wurden. Sie wagten es und erstellten einen mächtigen Betonpfeiler im Rhein. Dieser nahm dann den einen Masten auf. Der zweite Pfeiler kam an die Stelle des heutigen Fischerhauses auf der deutschen Seite zu stehen. Am 19. November 1901 war die Starkstromleitung über den Rhein nach Säckingen betriebsbereit. Bei der Planung war der Durchhang der Drähte ein heisses Eisen: Die Gefahr eines Drahtbruches drohte und damit stand die Sicherheit der Fischer, Flösser und Schiffsleute auf dem Spiel.
Der Strombezug für Säckingen erhielt nach 13 Jahren mit dem Bau des Kraftwerks Laufenburg 1914 einen neuen Lieferanten. Dadurch brauchte es den Strommast im Rhein nicht mehr. Er wurde abgebaut, das Fundament aber blieb. So erhielt Mumpf im Rhein gratis einen Sprungturm.
Die elektrischen Leitungen forderten auch bald ein erstes Opfer. (8)
Häusliche Wasserversorgung
Wasser! Grundlage des Lebens! Zum Trinken, zum Kochen, zum Waschen, zum Abkühlen, zum Pflanzenwachstum, zur Hygiene, zum Feuerlöschen, ….
Wasser liefern in der Wüste Oasenbrunnen, bei den Römern die Aquädukte, und in Mumpf sind es die Sodbrunnen im Ausserdorf und die vielen Quellen von den Abhängen am Chriesiberg.
Die römischen Bewohner in Mumpf fassten im heutigen Buchwald oberhalb vom Rötistichweg eine Quelle, die noch immer zum „Anker“ führt.
Sodbrunnen haben entweder gegrabene Schächte bis zum Grundwasserspiegel oder dann bis zu einem felsigen Untergrund, um sauberes Wasser aus tieferen Schichten zu gewinnen. Mit einer Drehkurbel brachte der Kessel am Seil das Wasser in die Höhe.
Die Mumpfer Gasthäuser hatten in der Regel ihre eigenen Quellen und Brunnen.
Der grösste Teil der Bevölkerung holte an den Dorfbrunnen das Trink-, Wasch- und Kochwasser und trug es nach Hause. Dies war Frauensache. Hier erfuhren sie die „Neuesten“ und tauschten sich aus. 1850 gab es in Mumpf vier Dorfbrunnen. Ab 1855 kamen sieben weitere Brunnen dazu. An einem Brunnen Wasch-Arbeiten zu verrichten war nicht gestattet. Brunnen verunreinigen wurde hart bestraft.
Die Tücher und Kleider wurde oft ausser Haus am Rhein oder im Fischingerbach gewaschen, mutmasslich bei der Glocke und bei der Sonne. Das Symbolbild zeigt etwas von der Atmosphäre vom Waschen am Bach. So könnte es kurz vor dem Einlauf des Fischingerbaches in den Rhein ausgesehen haben.
Das war dann 1830 vorbei. Die Gemeinde erbaute drei Waschhäuser, verteilt im Dorf.
1902 erstellte die Gemeinde Mumpf die Wasserversorgung in die Häuser und zu den Hydranten zur Feuerbekämpfung. Die in die Erde verlegten Wasserleitungen waren aus Holz. Ein Tüchel (eine Holzröhre von etwa drei Metern Länge) wurde exakt zentral, von zwei Seiten her mit etwa sechs bis acht Zentimeter Durchmesser durchbohrt mit langen Eisenstangen. Auf der Stirnseite der Holzröhren wurden zur Verbindung Eisenringe eingeschlagen. Das Dorfmuseum zeigt zwei Tüchel aus der ersten Mumpfer Wasserversorgung.
An das Wasserversorgungswerk von 1902, im Eigentum der Einwohnergemeinde, leistete die Ortsbürgergemeinde Mumpf 10’000 Franken für die Erstellungskosten, ohne dass die Einwohnerkasse zins- oder rückzahlungspflichtig geworden wäre. Die weiteren Baukosten wurden durch eine Kapitalaufnahme bestritten. Die Abzahlung hatte innert 25 Jahren zu erfolgen durch den Wasserzins und allfällig durch einen Zustupf aus der Polizeikasse.
Ein Hahnenreglement zur Wasserversorgung Mumpf 1909 bestimmte die Handhabung der Wasseranschlüsse in den Privathäusern, Preisgestaltung und die Organe (Brunnenmeister und Kassier, Brunnenmeister-Stellvertreter und Gemeindepolizei) mit genau umschriebenen Aufgaben. Auch die Kosten erfuhren im Reglement eine genaue Auflistung: Für jeden Küchenhahn 10 Fr., für jeden Stallhahn 3 Fr., für jeden Wasch-, Garten-, Keller- und Aborthahn 2 Fr. Auch die Wasserkosten für Wirte, Hotels, Metzger, Fischzucht, Berufswäscherinnen und Motorenbetriebe sind detailliert ausgewiesen.
Strenge Vorschriften gab es auch zu Missbrauch, gewaltsamen Schäden, Wasserverschwendung und säumigen Zahlungen.
Das Hahnenreglement umfasste acht beschriebene Seiten.
Die historischen Mumpfer Quellen (gefasst oder ungefasst) und die Sode:
Kurz nach 1890 veranlasste der Geologe Friedrich Mühlberg (10), sämtliche gefasste Quellen, nicht gefasste Quellen und Sode des Kantons Aargau zu inventarisieren. Für Mumpf bedeutete dies: 5 gefasste Quellen, 14 nicht gefasste Quellen und 11 Sode.
Die Quellen Balgismatt und Brunnmatt im Gemeindebann Mumpf gehörten der Gemeinde Wallbach, die über keinerlei Quellen verfügte.
Recherche:
Gerhard Trottmann
Quellennachweise:
(1) „Neue Zürcher Zeitung“, Nummer 18, vom 11. Januar 1872, Ausgabe 02
(2) „Neue Zürcher Zeitung“, Nummer 92, vom 20. Februar 1872, Ausgabe 02
(3) „Bund“, Nummer 146, 28. Mai 1873
(4) „Neue Zürcher Zeitung“, Nummer 449, vom 5. September 1875
(5) Dokument P-260-1_2b_1912, PTT Archiv Bern
(6) PTT Archiv Bern
(7) „Der Grütlianer“, 8. Dezember 1903
(8) „Der Zoologische Garten“, Band 44, 1903
(9) Siegfriedkarte 1880 Kanton Aargau mit Quellen aus dem Mühlbergatlas