So wurde die Lichtung benannt, welche sich zwischen Fischingerbach und Mühlebach ausbreitete, auf der Siegfriedkarte grün eingefärbt. Die Bachtale war ein beliebter und gepflegter Flanierort für die Kurgäste. Beim Bau der Bahnbrücke 1875 erhielt der Mühlebach einen eigenen Durchlasskanal, geführt durch das Widerlager aus Natursteinen. Der Spazierweg zur Bachtale führte ab der Mühle durch diesen Tunnel immer dem Mühlebach nach bis zum Punkt 310 auf der Siegfriedkarte, dem Wasserfall des Fischingerbaches. Die Skizze unten zeigt sowohl Wasserfall wie auch die Abzweigung des Mühlebaches. (1)
Kurz vor diesem Wasserfall führte ein Brücklein über den Fischingerbach auf die andere Talseite. Beim Bau der Obermumpferstrasse 1917 wurde der weiterführende Flanierweg zugeschüttet.
Auf der Höhe vom Wasserfall befand sich die Wasserfassung (1) für den Mühlebach. Die folgende Skizze zeigt die Wuhrschwelle und den Einlaufschieber (2).
Das Mühlebachwasser floss während 460 Metern auf der linken Seite der Lichtung der Mühle zu. Etwa 100 Meter nach dem Wuhr wies der Mühlebach einen Wasserfall von etwa zwei Meter Höhe auf, sicher zur Freude der zahlreich spazierenden Kurgäste. Er ist auch auf dem Wasserwerkplan (2) eingezeichnet.
Als weitere Attraktion der Bachtale galt der aus dem Kapfbach gespiesene „Zier-Weiher“, als Forellenteich des Sonnenwirts bekannt geworden. Dieser betrieb sogar einen im Handelsregister vermerkten Forellenhandel.
DIe Hoteliersfamilien Waldmeyer in der „Sonne“ setzten das Flanieren in der Bachtale gezielt auch in der Werbung ein, in Broschüren, Prospekten und auf Postkarten, wie die Beispiele unten zeigen.
In der Zeit des 2. Weltkrieges diente die Bachtale dem Militär. Es galt, das Bahnviadukt und die Obermumpferstrasse abzusichern. Um in der Mannschafts-Baracke Licht zu bekommen, errichteten Soldaten am Mühlebach ein kleines Kraftwerk zur Stromproduktion.
Auf dem Bild stehen die Soldaten vor dem Kanal, welcher Wasser vom Mühlebach auf ein Wasserrad leitete, um dann mit einem leistungsfähigen Genrator den Strom zu erzeugen. Das Kraftwerk stand über dem Mühlebach, somit ging kein Wasser verloren. Im Hintergrund ist die noch nicht geteerte und bedeutend schmälere und tiefer liegende Obermumpferstrasse zu sehen.
1960 entstanden Pläne, die Obermumpferstrasse auszubauen mit einer Verbreiterung und einer Anhebung der Fahrbahn um etwa anderthalb Meter. So ergibt sich heute bei der Bogenbrücke über den Fischingerbach das belustigende Bild zweier Fahrbahnen samt Brückengeländer übereinander.
1970 erfolgte im Zuge der Autobahnerstellung der Bau einer neuen Brücke mit der neuen Erschliessung „Kapfstrasse“ ab der Obermumpferstrasse zum Kapf. Dies erforderte Aufschüttungen, welche die Lichtung der Bachtale völlig verschwinden liess, und somit auch ein Stück Geschichte des Dorfes.
Recherche:
Gerhard Trottmann
Quellenangaben:
(1) Pläne zur Mühle 1857, Staatsarchiv Aargau, StAAG DB. WO1/0026/06
(2) Plan Wasserwerk No.680/81 vom 21. Januar 1943
Alle historischen Fotos sind aus dem Bestand des Dorfmuseums Mumpf